Politik trifft Praxis
Finanzminister Karlheinz Weimar beeindruckt von Arbeit im Caritas-Altenzentrum in Beselich / Aktionstag „Jetzt schlägt’s 13!“ bringt Politiker mit Altenheim-Mitarbeitern und Bewohnern zusammen / Ausufernde Dokumentationspflicht raubt Zeit für Betreuung
Einen Einblick in die anspruchsvolle und qualifizierte Arbeit in Altenhilfeeinrichtungen zu bekommen und mit den Bewohnern und Mitarbeitern zu sprechen, diese Möglichkeit nutzten am heutigen Montag (13. Juli) über 190 Politikerinnen und Politiker beim Aktionstag der Caritas in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Einer von ihnen war der Hessische Finanzminister Karlheinz Weimar, der das Caritas-Altenzentrum Maria Hilf in Beselich besuchte. Weimar zeigte sich beeindruckt von der hohen Qualität der Pflegearbeit, die die Mitarbeiter Tag für Tag leisten. Weimar betonte, dass diese Rückbindung der Politik an die Praxis ihm ein wichtiges Anliegen ist – gerade auch angesichts der angespannten Haushaltslage sei es gut zu sehen, dass die Landesmittel gut eingesetzt werden.
Zugleich zeigten jedoch die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen der Pflege sowie der Heimleiterin Baldus, wo die Knackpunkte und Schwierigkeiten für die Einrichtungen liegen. So ist ein dringliches Problem die gestiegene Dokumentationspflicht, die zwar prinzipiell von den Altenheimen begrüßt wird. Am Beispiel eines Sturzes eines Bewohners verdeutlichte Heimleiterin Baldus den immensen Zeitaufwand, der für die Dokumentation und Beantwortung der Fragen der Leistungsträger aufgewendet werden muss: Die Einrichtung muss mit der Dokumentation, mit unzähligen Kopien und Angaben in einem Unfallbericht nachweisen, dass sie keine Fehler gemacht hat, dass also beispielsweise die Nachtwache bei ihrem Rundgang stets nach dem Bewohner geschaut hat – und auch das muss dokumentiert sein. Zeit wiederum, die an anderer Stelle nicht zur Verfügung steht bei der Betreuung der Bewohner. Und vergisst die Pflegekraft bei der Dokumentation zu unterschreiben, weil ein Notruf aus dem Zimmer kommt und sie zu Hilfe eilt, wird dies der Einrichtung zum Verhängnis, wenn der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Dokumentation prüft – obwohl alles Richtige veranlasst wurde. Das Papier wird offensichtlich häufig wichtiger genommen als der echte Gesundheitszustand des Bewohners, so scheint es. Dennoch, so die Mitarbeiterinnen, haben sie mit dem Altenpflegeberuf ihren Traumberuf ergriffen. „Es gibt so viele schöne Erlebnisse – da wissen wir, warum wir jeden Tag wieder gerne zur Arbeit gehen. Wir begleiten unsere Bewohner liebevoll bis zu ihrem Lebensende – da sind wir doch die Vorstufe zum Himmel“, so Baldus.