Industrialisierung: Auslöser für starkes soziales Engagement
Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu starker sozialer Ungleichheit, wachsender Armut sowohl der ländlichen Bevölkerung, wie auch der sich neu bildenden Arbeiterklasse, zu einer starken Abwanderung vom Land in die Städte und insgesamt zu schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen für große Bevölkerungsteile. Diese Entwicklungen waren Anlass für zahlreiche Katholiken im Bistum Limburg, caritativ tätig zu werden: So gründete Katharina Kaspar aus Dernbach im Westerwald die Ordensgemeinschaft der "Armen Dienstmägde Jesu Christi", die in vielen Gemeinden des Bistums in der Krankenpflege, der Behindertenhilfe und der Kindererziehung tätig wurden.
In direkter Nachbarschaft in Montabaur gründete Ignatius (Peter) Lötschert die Ordensgemeinschaft der "Barmherzigen Brüder", die sich ebenfalls um Kranke, Arme und Alte kümmerte.
Mit der bistumsweiten Gründung von Vincenz- und Elisabethenvereinen wurde zudem das Laien-Engagement in der Caritas gestärkt. Beispielhaft wirkte der Frankfurter Stadtpfarrer Beda Weber, dem die langfristige Organisation der sozial-caritativen Arbeit ein Herzensanliegen war.
Der Limburger Kaufmann Peter Paul Cahensly schuf mit dem Raphaels-Werk ein wichtiges Hilfenetzwerk für die Auswanderer. Matthäus Müller, der "Don Bosco des Bistums Limburg", schaffte als Leiter der "Diözesan-Rettungsanstalt" und der "Diözesan-Idioten-Anstalt" bei Rüdesheim (das heutige St. Vincenzstift in Aulhausen) die "Zwangserziehung" junger Menschen ab und ersetzte sie durch eine humane Pädagogik. Er war einer der bedeutendsten Pioniere der Heimerziehung in Deutschland. Beide, Cahensly und Müller, unterstützten schließlich den gebürtigen Geisenheimer Priester Lorenz Werthmann maßgeblich bei der Gründung des Deutschen Caritasverbandes am 9. November 1897 in Köln sowie des ersten Diözesancaritasverbandes überhaupt, dem Diözesancaritasverband Limburg, am 30. November 1897.