„Die unzureichende Finanzierung durch die Krankenkassen und ihre stets restriktivere Genehmigungspraxis bei Mütterkuren – das sind die gravierenden finanziellen Gründe, warum wir das Mütterkurheim Haus Maria Anna in Bad Ems vorläufig stilllegen müssen“, sagt Dr. Hejo Manderscheid, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Limburg e.V . „Schon seit Jahren sinkt die Auslastung unserer Einrichtung rapide und liegt jetzt bei nur 50 bis 60 Prozent, zugleich sind die Kosten für Personal gestiegen (seit 2000 um 9 Prozent) ebenso wie Energie-, Wasserkosten usw.“, erläutert Manderscheid. Und: Die Krankenkassen fahren seit der Gesundheitsreform von 1997 einen rigorosen Sparkurs und haben den Tagessatz seitdem nicht mehr erhöht. „Zugleich fordern die Kassen aber einen behindertengerechten Umbau, der rund 385.000 Euro kostet, sowie eine Personalaufstockung – ohne sich jedoch an den Kosten zu beteiligen, beispielsweise über eine Erhöhung des Tagessatzes“, kritisiert Manderscheid. Und: Nach Aussage der Krankenkassen wollen diese auch zukünftig den Tagessatz nicht anheben.
Seit Beginn seines Bestehens 1988 hat das Mütterkurheim Defizite eingefahren: „Bislang haben wir als Caritas diese jährlichen Defizite von mindestens 180.000 bis über 200.000 Euro über Eigenmittel zu decken versucht, weil die Arbeit und Sorge für die Mütter ein wichtiger caritativer und kirchlicher Grundauftrag ist“, sagt der Diözesancaritasdirektor. Allerdings beläuft sich das Defizit mittlerweile auf über 205.000 Euro – ein Betrag, den der Diözesancaritasverband nicht mehr kompensieren kann, insbesondere weil die von den Kassen geforderte Maßnahmen das Defizit auf mindestens 350.000 Euro katapultieren würden. Zudem haben, so Manderscheid, die Kassen darauf hingewiesen, dass keine deutliche Steigerung der Kur-Teilnehmerinnenzahl zu erwarten ist.
„Jetzt müssen wir zum 1. Januar 2007 aufgeben, da eine unveränderte Fortführung unter diesen Defizit-Bedingungen nicht möglich ist“, sagt Manderscheid. „Mit einer vorübergehenden Stilllegung ab diesem Zeitpunkt wollen wir uns jedoch die Option offen halten, um nach einer alternativen Konzeption und Ausrichtung des Hauses zu suchen“, so der Diözesancaritasdirektor. Und weiter: „Für die vier in der Einrichtung tätigen Ordensschwestern hat der Bischof bereits Prälat Prof. Dr. Dr. Franz Kaspar beauftragt, nach neuen Einsatzmöglichkeiten zu suchen, und für die anderen dreizehn Mitarbeiterinnen erarbeiten wir gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung eine Lösung und suchen in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Westerwald – Rhein-Lahn nach neuen Arbeitsangeboten.“ Manderscheid betont: „Müttern, die eine Mütterkur benötigen, stehen bis 31.12.2006 selbstverständlich die Kurangebote in unserer Einrichtung unverändert zur Verfügung, und weiterhin stehen sieben Angebote der katholischen und evangelischen Kirche im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung, insbesondere im für die meisten Bürger reizvollen Süden und im Norden.“
Der Diözesancaritasdirektor sieht dringenden Handlungsbedarf, was die Zukunft der Mütterkuren und Mutter-Kind-Kuren in Deutschland angeht: „Ich appelliere an die Politik in Rheinland-Pfalz, durch ihren Einfluss im Bund dafür zu sorgen, dass sich zukünftige Gesundheitsreformen nicht nur auf Sparmaßnahmen und eine immer stärkere Verlagerung des Gesundheitsrisikos auf den Einzelnen und die Schwächsten der Gesellschaft beschränken.“ Die Krankenkassen seien zudem in der Pflicht, notwendige Kurmaßnahmen nach medizinischen und nicht nach finanziellen Aspekten zu genehmigen und kostendeckende Tagessätze zu bezahlen.