"Wir übergeben Ihnen heute eine fachlich gute und wichtige Einrichtung – und wünschen Ihnen ein »gutes Händchen«, damit auch weiterhin eine so erfolgreiche Arbeit für die hilfesuchenden Frauen und Kinder geleistet werden kann!" – mit diesen Worten überreichte Othmar Hicking , Abteilungsleiter im Caritasverband für die Diözese Limburg e.V. , am 25. Januar in Bad Schwalbach symbolisch den »Schlüssel« zum Bad Schwalbacher Frauenhaus an Jan Kanty Fibich, Geschäftsführer des Caritasverbandes Rheingau-Untertaunus e.V .
"In den fast 20 Jahren des Bestehens der Einrichtung gab es drei Konstanten, nämlich die Problematik der Finanzierung, der beengten Gebäude- und Grundstückssituation und die mehrmals geplante Übergabe an den örtlichen Caritasverband", so Hicking. Insbesondere in den 1990ern wurde die finanzielle Situation von schwierigen Verhandlungen mit dem Kreis über eine Tagessatzanpassung dominiert, und die Jahre 2003 und 2004 standen ganz im Zeichen der drastischen Streichung der Landeszuschüsse infolge der »Operation Sichere Zukunft«. "Dank der Tagessatzerhöhung durch den Rheingau-Taunus-Kreis, dank der großen Spendenbereitschaft der Bürger und der Dernbacher Schwestern sowie dank des großen Engagements des Förderkreises haben wir gemeinsam diese Krise durchgestanden", sagte Hicking. Damit sei zumindest mittelfristig das Frauenhaus gesichert.
"Dass das Frauenhaus erfolgreiche, fachlich gute Arbeit geleistet hat und vor Ort verankert ist, das verdanken wir aber auch und ganz besonders den hochmotivierten Mitarbeiterinnen – dafür gilt Ihnen mein außerordentlicher Dank", bekräftigt Hicking. Mit dem nun vollzogenen Wechsel der Trägerzuständigkeit an den örtlichen Caritasverband werde die regionale Struktur zusätzlich gestärkt und die Einbindung vor Ort gefestigt.
Jan Kanty Fibich betonte in seiner Rede nochmals die große Notwendigkeit des Frauenhauses: "Unser Ziel als neuer Träger ist, die Lebensbedingungen für hilfesuchende Frauen und ihre Kinder zu verbessern und uns für die Opfer von häuslicher Gewalt einzusetzen." Bedauerlicherweise, so Fibich, müsse es Frauenhäuser geben, da die Gesellschaft diese Notwendigkeit erst erzeugt. "Das Frauenhaus ist vor 20 Jahren von der damaligen Caritas-Bezirksstelle in Bad Schwalbach mitinitiiert worden, und in den vergangenen 20 Jahren haben der örtliche Caritasverband und das Frauenhaus immer eng zusammengearbeitet", bekräftigte Fibich. "Wir freuen uns, dass wir nach bald neunjährigen Trägerwechsel-Planungen ein fachlich so gut geführtes, finanziell vorerst gesichertes Frauenhaus mit einem professionellen, engagierten Mitarbeiterinnen-Team übernehmen können", so der neue Träger.
Die Leiterin des Frauenhauses, Ilse Gießer , betonte, dass insbesondere die Krisenzeit der Zuschuss-Streichung durch die hessische Landesregierung alle Beteiligten zusammengeschweißt hat, und dankte für die Unterstützung und das unermüdliche Engagement des Diözesancaritasverbandes, der Bürger, des Rheingau-Taunus-Kreises und des Förderkreises. "Gerade der Förderkreis ist uns eine wichtige finanzielle Stütze geworden, und die rund 150 Mitglieder leisten mit ihren Beiträgen und ihrem ehrenamtlichen Einsatz einen wertvollen Beitrag zu unserer Arbeit", so Gießer.
Das am 2. Oktober 1985 eröffnete Frauenhaus in Bad Schwalbach umfasst 24 Plätze für Frauen und ihre Kinder in Notsituationen und hat vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen. Daneben gibt es seit 1999 einen männlichen Pädagogen, der für die pädagogische Kinderarbeit zuständig ist – ein hessenweit einzigartiges Angebot in Frauenhäusern. In den letzten Jahren haben jährlich zwischen 40 und 50 Frauen der verschiedenen Nationalitäten mit durchschnittlich 60 bis 70 Kindern in der Einrichtung Zuflucht gefunden. Rund 30 Prozent der Betroffenen verbleiben sieben Tage im Frauenhaus, etwa 25 Prozent drei bis vier Wochen, 20 Prozent etwa einen bis anderthalb Monate und 20 Prozent bis zu drei Monate. Träger der Einrichtung war von Beginn an der Caritasverband für die Diözese Limburg e.V. , zum 1. Januar 2005 ist das Frauenhaus in die Trägerschaft des Caritasverbandes Rheingau-Untertaunus e.V. mit Sitz in Bad Schwalbach übergeben worden. Seit Ende Juni 2004 ergänzt die »Interventionsstelle Häusliche Gewalt« das Angebot des Frauenhauses in Bad Schwalbach: Frauen und Kinder erhalten kostenlose Beratung und Unterstützung; die Mitarbeiterinnen zeigen die Möglichkeiten auf, die ratsuchende Frauen haben, um ihre Lebenslage zu verändern und aus der Gewalt-Situation zu entkommen. Finanziert wird die Interventionsstelle vom Land Hessen mit 13.900 Euro – ein Betrag, ohne den das Frauenhaus dieses ergänzende Angebot nicht vorhalten könnte.
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Othmar Hicking vom Caritasverband für die Diözese Limburg e.V. (2. von rechts) überreicht den »Schlüssel« an Jan Kanty Fibich, Geschäftsführer des Caritasverbandes Rheingau-Untertaunus e.V. (3. von links), die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Lina Macholl, Christine Knapp-Aschberger (1. und 2. von links) und Leiterin Ilse Gießer (rechts) freuen sich auf die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Träger, unter anderem mit Andreas Müller vom Caritasverband Rheingau-Untertaunus e.V. (2. von rechts). Es fehlt Frauenhaus-Mitarbeiterin Ursula Krebs.