Kuba ist ein Urlaubsparadies. Doch hinter der Postkartenkulisse stehen eine kaputte Wirtschaft und eine einschränkende Regierung. Eine Gruppe von Caritas-Führungskräften aus Deutschland war mit Caritas international vor Ort, um sich über die aktuelle Situation und die Arbeit von Caritas Kuba zu informieren. Mit dabei: Diözesancaritasdirektor Jörg Klärner.
"Viele von uns denken bei Kuba an amerikanische Straßenkreuzer, Salsa, Cuba Libre oder Zigarren. Das ist auch so. Aber wenn wir hinter den Vorhang blicken, sehen wir große Armut und viele Menschen in prekären Situationen. Kuba durchlebt im Moment eine der größten Krisen seit Jahrzehnten", berichtet Jörg Klärner. Es gebe eine akute Lebensmittelknappheit, Dinge des täglichen Bedarfs seien nicht verfügbar. Auch Benzin fehle. Da Venezuela kaum mehr Rohöl liefert, fährt nur noch wenig über die Insel. Tagelang müssten Menschen für eine Tankfüllung anstehen. "Aufgrund der extremen Inflation und fehlender Waren gehen viele Kubaner abends hungrig zu Bett", sagt der Diözesancaritasdirektor. Die Wirtschaftskrise laste schwer auf den Schultern der Menschen.
Eine halbe Million hat in den vergangenen zwei Jahren das Land verlassen
Kuba befindet sich im freien Fall - diesen Eindruck habe Klärner bei der Reise gewinnen können. Vor Ort sei schnell klar geworden, dass Kuba zwar vor Jahrzehnten hoch entwickelt gewesen war, dieses Niveau aber nicht mehr halten kann. Die US-Blockade, der bis heute anhaltende Einbruch des Tourismus durch die Pandemie sowie das Ende der Unterstützung durch Russland und Venezuela hätten die Lage in dem Karibikstaat noch verschärft und zur jüngsten Krise in der Geschichte des Landes geführt. "Allein in den letzten zwei Jahren hat eine halbe Million der elf Millionen Einwohner das Land verlassen - Ärzte, Ingenieure, Musiker und Künstler", sagt Klärner.
Tief beeindruckt zeigte sich Klärner von der Arbeit der Caritas Kuba, die auch mit Spenden deutscher Diözesen geleistet wird. "Die Menschen von Caritas Kuba sind nahe an den Bedürfnissen vor Ort und haben insbesondere die Befähigung der Klienten und deren Angehörigen im Blick", so Klärner. "Sie sind sehr beweglich und gehen dahin, wo die Not ist." Davon könne die Caritas in Deutschland auch lernen.
Dankbarkeit für die Unterstützung aus Deutschland
"Seit Gründung der Caritas in Kuba besteht eine enge Partnerschaft mit Deutschland", sagt Carmen Maria Nodal Martínez, Leiterin der Caritas Kuba. Die Caritas ist in allen elf Diözesen des Landes tätig. Arbeitsschwerpunkte sind: Nothilfe für Betroffene von Naturkatastrophen, Seniorenhilfe und Pflege, die Förderung und Entwicklung von Menschen mit Behinderung und ihrer Familien und in Zusammenarbeit mit den Anbetungsschwestern Ausbildungsprojekte für Frauen als Ausweg aus der Prostitution. "Wir sind sehr, sehr dankbar für die langjährige Unterstützung - besonders in der aktuell schwierigen Lage", sagt Nodal Martínez.
"Wir haben ein Land kennengelernt, das sich in einer beispiellosen Abwärtsspirale befindet", betont auch Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international. In dieser Situation falle Caritas Kuba eine enorm wichtige Rolle zu. "Unser Besuch ist ein Zeichen der Solidarität und die Zusicherung, dass wir zusammen mit unseren Partnern von Caritas Kuba weiterhin an der Seite der Verletzlichsten stehen", so Müller am Ende der Reise.
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, sichert das Überleben in Krisen und Katastrophen und schafft Perspektiven für Menschen, die besonders schutzbedürftig sind. Weitere Informationen unter: www.caritas-international.de