Region Limburg – Frankfurt – Wiesbaden – Idstein, 24. Januar 2013 .
Sie sind zwischen 21 Jahren und 46 Jahren alt. Sie lieben ihren Beruf in der Altenpflege. Sie haben einen Hauptschul- oder Realabschluss und teils keine abgeschlossene Ausbildung und wollen sich deshalb weiterqualifizieren, um alten Menschen noch besser und umfangreicher helfen zu können. Sie sind fast alle darauf angewiesen, ein Einkommen zu haben, können daher nicht aus ihrem Job aussteigen, um eine Ausbildung zu machen. Und sie alle sind Teilnehmer am innovativen Ausbildungsprojekt „Aufwärts in der Pflege!“ („Aufwärts“), das jetzt im Januar 2013 gestartet ist. „Aufwärts“, das ist eine Initiative des Caritasverbandes für die Diözese Limburg e.V. mit der GOAB (Gemeinnützige Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft), die als Projektträger fungiert. Das Projekt bietet jetzt 22 ungelernten Kräften, 17 Frauen und 5 Männern, in der Altenpflege die Chance, sich ohne Ausstieg aus dem Job und ohne Einkommensverlust in einem Jahr berufsbegleitend zur Altenpflegehelferin beziehungsweise zum Altenpflegehelfer mit staatlicher Anerkennung zu qualifizieren. Und obendrein können sie anschließend in weiteren zwei Jahren Ausbildung einen Abschluss als Altenpflegefachkraft erwerben.
„Ich habe in jungen Jahren keine abgeschlossene Ausbildung gemacht und arbeite gerne mit alten Menschen. ‚Aufwärts!‘ bietet mir die Chance, den Menschen noch umfangreicher mit noch mehr Fachwissen zu helfen“, beschreibt die 42-jährige Monika Rudolf aus Beselich-Obertiefenbach ihre Motivation, neben ihrer Arbeit bei der Caritas-Sozialstation St. Anna in Hadamar wieder „die Schulbank zu drücken“. Der 31-jährige Wiesbadener Muhaned Nissan freut sich auf die Ausbildung und hat sich zum Ziel gesetzt, nach drei Jahren einen Abschluss als Altenpfleger zu haben: „Ich bin Pflegeassistent und will mich in meinem Beruf hier im Clemenshaus weiterentwickeln“, so Nissan. „Aber ohne ‚Aufwärts!‘ könnte ich das nicht machen, denn die dreijährige Vollzeit-Ausbildung in der Altenpflege könnte ich mir finanziell einfach nicht leisten.“ Die 21-jährige Vanessa Rausch aus Bad Camberg ist gelernte Altenpflegehelferin und arbeitet im Seniorenpark Carpe Diem in Weilrod-Hasselbach: „Ich bin noch jung und habe zwei Jahre als Altenpflegehelferin gearbeitet, ich habe mich jetzt entschlossen, weiterzumachen und die Ausbildung zur Altenpflegerin zu absolvieren, aber eine normale Ausbildung, das wäre keine Alternative“, sagt sie. Die 33-jährige Yvonne Weitershausen-Willhardt aus Hünfelden-Dauborn , die im Seniorenpark Carpe Diem in Selters arbeitet, bekräftigt das. Und Michaela Henkrodt (43) aus Kriftel , die bei der Diakonie Hattersheim/Kriftel beschäftigt ist, sagt: „Ich habe in der Altenpflege meine ‚Berufung‘ gefunden und möchte mich jetzt qualifizieren, damit ich kompetent in meinem Beruf arbeiten kann, und damit die von mir betreuten alten Menschen, die Station, aber auch ich davon profitieren.“ Wie für fast alle ihrer Kurskolleginnen und -Kollegen kommt eine reguläre Ausbildung nicht in Frage: „Die Altenpflege-Ausbildung wäre für mich nicht möglich – ich könnte nicht auf mein Gehalt verzichten, und die Station könnte mich nicht unterstützen, da ich als Arbeitskraft drei Jahre lang ausfiele.“
Und genau darum geht es beim Projekt: Langjährige, bewährte Mitarbeiter in der Pflege arbeiten wie gewohnt in ihrer Einrichtung oder dem ambulanten Dienst und erhalten weiterhin ihr Gehalt, sie werden direkt an ihrem Arbeitsplatz von extra dafür qualifizierten Praxisanleitern der Einrichtung geschult, bekommen ein „Training on the job“. Davon profitiert auch die Einrichtung, denn die Mitarbeiter können sofort das Gelernte in ihrer Arbeit umsetzen. Das erforderliche theoretische Fachwissen vermittelt die Caritas-Altenpflegeschule im Blockunterricht, für den die Mitarbeiter von ihren Einrichtungen freigestellt werden. „‚Aufwärts!‘ ist eine tolle Sache, meine Familie, Freunde und auch meine Kollegen und die Einrichtung unterstützen mich bei meiner Ausbildung und sind sehr erfreut, dass ich das mache“, sagen die Teilnehmer.
Begrüßt wurden die „Aufwärts!“-Teilnehmer vom Geschäftsbereichsleiter Gemeindecaritas und Bildung im Diözesancaritasverband Limburg, Torsten Gunnemann, von Abteilungsleiter Bernhard Schnabel und von Schulleiterin Cordula Schneider , die selbst als Auszubildende im allerersten Ausbildungskurs der Caritas-Altenpflegeschule 1993 ihre Fachausbildung absolviert hat. Schneider freut sich darüber, dass die Teilnehmer trotz ihrer mitunter etwas schwierigeren Voraussetzungen nun einen ganz neuen Weg in ihrer beruflichen Laufbahn beschreiten können und echte Perspektiven haben. Gunnemann betont, dass das Projekt gerade mit Blick auf den wachsenden Fachkräftebedarf und auf die immer älter werdende Gesellschaft ein bedeutsamer Beitrag ist, um auch in Zukunft gut ausgebildetes Personal in der Pflege zu haben. „Uns war wichtig, mit unseren drei Standorten möglichst nah an Ihren Arbeitsstellen zu sein und so die Kombination von Lernort Praxis und Lernort Schule auch für Sie gut zu verknüpfen“, so Gunnemann. Und Bernhard Schnabel sagt: „Sie kommen mit einem Rucksack voller Erfahrungen hierher, ganz Vieles von dem, was in der Pflege gebraucht wird, bringen Sie aus Ihrer teils schon jahrelangen Arbeit mit – und davon können Sie untereinander, aber auch wir lernen.“
„Aufwärts in der Pflege!“ ist ein innovatives und gelungenes Projekt, das Menschen berufliche Perspektiven gibt – deshalb unterstützt auch das Hessische Sozialministerium diese Qualifizierung mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds ebenso wie die örtlichen Arbeitsagenturen, die mit Mitteln aus dem Programm WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) fördern. Die Kosten für die Freistellung der Mitarbeiter trägt die jeweilige Einrichtung.
[BU]
Die Teilnehmer an „Aufwärts!“ freuen sich auf die vielen neuen Fachthemen ihrer Ausbildung (von links, mit dem Wohnort in Klammern):
Bernhard Schnabel (Abteilungsleiter im Diözesancaritasverband Limburg), Schulleiterin Cordula Schneider, Torsten Gunnemann (Geschäftsbereichsleiter im Diözesancaritasverband Limburg), Zejlka Bluhm-Schmidt (Hochheim), Michaela Herkroth (Kriftel), Monika Rudolf (Beselich-Obertiefenbach), Zelika Kaya (Frankfurt), Nicole Cesar-Sehr (Bad Camberg), Nadine Schuster (Hadamar), Sabine Henrich (Heidenrod), Patrick Schaich (Kiedrich), Vanessa Rausch (Bad Camberg), Roselyn Kleinschmidt (Niederselters), Barbara Marciniak (Idstein), René Geist (Frankfurt), Yvonne Weitershausen (Dauborn), Kurs- und Projektleiterin Ulrike Schneider, Kornelia Proth (Bad Vilbel), Chris Frenzel (Niederselters), Zhor Kühne (Frankfurt), Muhaned Nissan (Wiesbaden), Daniela Tatter (Egelsbach), Mariann Gal (Frankfurt), Nicole Meilinger (Frankfurt), Rebecca Alexander (Weilburg).
(Foto: Petra M. Schubert)
Ansprechpartner:
Ulrike Schneider (Projektleiterin und Kursleiterin „Aufwärts in der Pflege!“) ê Fon: 06433 876514 ê E-Mail: ulrike.schneider@caritas-akademie-stvincenz.de