Die Corona-Pandemie verschärft die finanzielle Schieflage der Suchthilfe in Rheinland-Pfalz. „Wenn Land und Kommunen nicht handeln und die Zuschüsse für die Allgemeine Suchtberatung aufstocken, ist das bestehende Beratungsnetz in Gefahr“, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände in Rheinland-Pfalz (AGCV), Nicola Adick, mit Blick auf den Aktionstag Suchtberatung am 4. November 2020. „Wir dürfen Menschen mit einer Suchterkrankung und ihre Angehörigen nicht alleine lassen. Eine umfassende Beratung vor Ort ist ein wichtiger Schritt in ein suchtfreies Leben.“
In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 43 spezialisierte Beratungsstellen mit 16 Außenstellen, die jährlich knapp 14.000 suchterkrankte Menschen und deren Angehörige beraten und betreuen. 24 davon sind in Trägerschaft der Caritas. Auch unterstützen die Beratungsstellen die Arbeit von Selbsthilfegruppen wie dem Kreuzbund. In der Pandemie beobachten Suchtberaterinnen und Suchtberater einen verstärkten Zulauf. Viele bereits „trockene“ Alkoholkranke sind rückfällig geworden. Auch die Anfragen an die Online-Beratung der Caritas sind gestiegen.
Adick verwies auf das große finanzielle Engagement der Träger, die durchschnittlich 50 Prozent der Gesamtkosten einer Suchtberatungsstelle stemmen. „Obwohl wir seit Jahren auf die Unterfinanzierung der ambulanten Suchtberatung aufmerksam machen, sind Zuschüsse und Fördermittel von Land und Kommunen festgeschrieben. Zugleich steigen Personalkosten, und neue Anforderungen etwa im Bereich der Digitalisierung erfordern mehr finanzielle Ressourcen.“ Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz fordert bereits seit Beginn der Legislaturperiode des aktuellen Landtags und entsprechend der Vereinbarung im Koalitionsvertrag eine bessere Finanzierung der Suchthilfe.
Suchtberatung hilft Menschen bei der Bewältigung ihrer Sucht und reduziert die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Konsums. Auch vermittelt sie in weiterführende Behandlungen und schlägt Brücken in das Gesundheitssystem. Neben der Linderung des persönlichen Leids sind auch erhebliche volkswirtschaftliche Einsparpotentiale belegt. Auswirkungen wie psychische Erkrankungen, Pflegebedürftigkeit oder Wohnungslosigkeit können gemindert werden.
Der Aktionstag der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am 4. November steht unter dem Motto „Kommunal wertvoll!“ und soll auf die Dringlichkeit einer ausreichenden Finanzierung der Suchtberatung aufmerksam machen. (jik)
Aktionstag: www.dhs.de
Die Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände Rheinland-Pfalz ist der Zusammenschluss der Diözesancaritasverbände Trier, Speyer, Mainz, Limburg und Köln. Gemeinsam nehmen sie in der AGCV ihre Mitverantwortung für die Gestaltung sozialer Lebensbedingungen wahr.