Bilderfluten prägen unseren digitalisierten Alltag. Selfies gehören fest dazu, als ästhetische Selbstinszenierung und als Mittel, Botschaften zu transportieren. Besucher des Limburger Doms konnten sich davon in den ersten beiden Oktoberwochen überzeugen. Acht großformatige Banner setzten kunstvoll Gesichter und Überzeugungen von Frauen in Szene, die sich zu christlichen Werten in ihrem beruflichen Alltag bekennen.
Die Installation "#Selfie: Gesicht zeigen" war das Ergebnis eines Kunstprojekts an der Limburger Marienschule mit acht angehenden Erzieherinnen. Den Anlass gab die Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes, die in Limburg stattfand.
"Glaube", "Vertrauen", "Offenheit", "Integrität", "Liebe", "Lebensfreude", "Humor" und "Wertschätzung" inspirierten als Schlagworte die Künstlerinnen. So schafft Glaube Perspektiven, ist Integrität unverzichtbar für Vertrauen, sorgt Humor für mehr Leichtigkeit im Leben, lauteten die großflächigen Bildbotschaften, die unter der fachkundigen Mitwirkung des Dombaumeisters in der Kathedrale angebracht worden waren.
Geleitet hat dieses Vorhaben Petra Broo, die einerseits Referentin für Kinderhilfe beim Caritasverband für die Diözese Limburg ist. Anderseits engagiert sie sich als Lehrkraft bei der Fachschule für Sozialwesen. Ihre Idee: Mit Blick auf das 125-jährige Jubiläum einigen Werten der Caritas eine Aktualisierung verleihen. Sie tragen den Alltag in Einrichtungen und Diensten, aber sie prägen auch das Selbstverständnis der Mitarbeitenden.
Die angehenden Erzieherinnen investierten mit ihrer Projektleiterin eine Menge Arbeit in das Projekt. Zunächst nahm die Gruppe das Selfie als modernes Kommunikationsmittel unter die Lupe. Als nächstes diskutierten die Studierenden, welche Werte ihren persönlichen Lebensweg und die Kindertagesstätten prägen, in denen sie den Praxisanteil ihrer Ausbildung absolvieren. Und dann folgte der entscheidende Schritt: sich jeweils persönlich zu überlegen, für welchen Wert frau öffentlich einstehen möchte. Je konkreter das Projekt wurde, umso mehr Mut forderte es von seinen Teilnehmerinnen ab, erzählt Petra Broo.
Zur überzeugenden Frische der Installation im Limburger Dom trug die Entscheidung bei, die Alltagsästhetik aus der Welt von Instagram & Co. einzusetzen. Die ganze Filterpalette der Smartphone-Apps stand den angehenden Pädagoginnen zur Verfügung, um das jeweilige Bild mit Gesicht, Schlagwort und Botschaft zu komponieren und zu gestalten. Jedes Motiv bekam eine persönliche Prägung, authentisch, aktuell und ausdrucksstark. Und zugleich wurden die Banner der besonderen Atmosphäre des Doms als Ort des Gebets und des Innehaltens gerecht.
Dazu trugen Kinderstimmen bei, die als Audioeinspieler im Gottesdienst zu hören waren. Zwei Mädchen sagten etwas zu den Themen "Glücklichsein, Sicherheit, Freundschaft und Liebe". Damit war die Brücke zu den Tätigkeitsfeldern der angehenden Pädagoginnen geschlagen.
Das Feedback der Besucher des Doms und der Gottesdienstgemeinde während der Delegiertenversammlung im Limburger Dom fiel ausgesprochen positiv aus. Für Petra Broo eine Bestätigung vor allem aber eine Würdigung der Ermutigungs- und Selbstermächtigungsschritte, die die beteiligten Frauen gegangen sind. Denn paradoxerweise ist es in der digitalen Welt schwieriger geworden, für seine Überzeugungen einzustehen. Die Studierenden haben diese Schwelle überschritten, was dafür spricht, wie wichtig ihnen die Werte sind, für die sie mit einem Selfie Gesicht gezeigt haben.