Der CV Hochtaunus bietet einen Einsteigerkurs für ehrenamtliche Trauerbegleitung an. Ein Gespräch mit der Teilnehmerin Edeltraud Bonnie-Schorn über den Kurs und wie sie sich engagiert.
Frau Bonnie-Schorn, Sie haben einen Kurs zur ehrenamtlichen Trauerbegleiterin absolviert. Was hat Sie dazu motiviert?
Nach Aufruf dazu im Pfarrblatt dachte ich mir: Das könnte etwas für mich sein. Als Ärztin hatte ich viel mit schweren Krankheiten, Tod und daraus resultierender Trauer zu tun. Aber die Trauerbegleitung der Angehörigen vor allem nach Todesfällen kam im Klinikalltag aus zeitlichen Gründen oft zu kurz. Jetzt arbeite ich nicht mehr. Die Kinder sind aus dem Haus. Nur den Hund spazieren zu führen und ab und zu als Ärztin auszuhelfen, ist mir zu wenig.
Wie lief der Kurs ab?
Wir waren etwa zehn Personen und haben uns vierzehntäglich getroffen. Zum einen haben wir uns mit Trauer beschäftigt: Was ist Trauer überhaupt? Welche wissenschaftliche Definition und welche Modelle gibt es? Selbsterfahrungsübungen, Möglichkeiten zur Gestaltung einer Trauerbegleitung gehörten ebenso zum Programm wie die Diskussion, was Trauerbegleitung überhaupt leisten kann und wann professionelle Hilfe nötig ist. Dazu hatten wir einen Psychotherapeuten und eine Psychotherapeutin zu Gast, haben das ambulante Hospizteam der Caritas kennengelernt und ein Bestattungszentrum besucht. Vor allem steht der Austausch mit den Gruppenmitgliedern, von denen jeder aus der eigenen Lebenserfahrung Wesentliches mit einbringen kann, im Mittelpunkt. Wir haben oft Kleingruppen gebildet und mit Fallbeispielen gearbeitet. Einmal wurde mit einer Kordel ein Kreis auf den Boden gelegt. Als Trauerbegleiter treten wir in den Kreis der Trauernden ein und helfen. Wir treten dann aber auch wieder heraus. Es ist es wichtig, Resilienz zu lernen, um Sorgen nicht mit nach Hause zu nehmen.
Was hat Ihnen von allen Inhalten besonders gefallen?
Die Übungen in der Gruppe. Aus dem Kurs ist ein richtiges kleines Team geworden, das jetzt kleine und größere Projekte umsetzen will. Ich habe im Kurs gespürt, wo meine Nische ist und was ich machen möchte. Zum Ende hin gab es eine positive Ungeduld, weil man dann auch loslegen will.
Sie sammeln jetzt praktische Erfahrungen. Welche Angebote gibt es?
Ein niedrigschwelliges Angebot sind Trauerspaziergänge. Man trifft sich an einem schönen Ort, meist sind es zwischen sechs und fünfzehn Leute aus unterschiedlichen Trauersituationen. Nach einer Begrüßung läuft man los. Im Verlauf gibt es ein Gedicht oder ein Innehalten. Wer will, kann sich mitteilen. Die Teilnehmer empfinden das als sehr positiv. Ich mache auch bei einem Erinnerungscafé im Haus Emmaus, einem Seniorenheim in Oberursel, mit. Einmal im Monat trinken wir da an einem Nachmittag Kaffee. Eingeladen sind Senioren, die Verlusterfahrungen gemacht haben. Es gibt aber auch geschlossene Trauergruppen, die sich über einen gewissen Zeitraum regelmäßig treffen, die Möglichkeit zu Einzelgesprächen oder sogenannte offene Trauergruppen, bei denen jederzeit neue Trauernde willkommen sind. Ein solches Angebot für Trauernde des mittleren Lebensalters startete gerade in Bad Homburg, ich bin daran auch beteiligt. Alle Angebote sind offen und nicht an eine Religionszugehörigkeit gebunden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich freue mich, dass wir uns als Gruppe weiterhin treffen. Wir tauschen uns dann nicht nur aus, sondern vertiefen auch die Fortbildung. Das finde ich sehr gut. Ich möchte außerdem, dass viel mehr Trauernde von der Möglichkeit der Begleitung erfahren. Wir müssen mehr Werbung für die gute Sache machen, damit jeder das findet, was ihn bei der Bewältigung seiner Trauer weiterhelfen kann. Meine Vision ist, dass wir für jeden Trauernden eine individuelle Trauerbegleitung anbieten können.
Edeltraud Bonnie-Schorn arbeitete vor ihrem Ruhestand als Internistin. Die 65-Jährige lebt in Oberursel.
Mehr Informationen zum Kurs und Möglichkeiten, sich zu engagieren:
Petra Blumenstein
Koordination Trauerbegleitung
Telefon 06172 59760-166
trauerbegleitung@caritas-hochtaunus.de
www.caritas-hochtaunus.de/trauerbegleitung
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