Wiesbaden, 28.09.22. Explodierende Energie- und Lebensmittelkosten fordern nicht nur private Haushalte und Wirtschaftsunternehmen heraus. Auch viele soziale Einrichtungen stehen angesichts der galoppierenden Inflation mit dem Rücken zur Wand und können die erheblichen Mehrbelastungen nicht schultern, warnt die Hessen-Caritas.
"Es geht um den Erhalt der Leistungsfähigkeit des Sozial- und Gesundheitswesens. Unsere sozialen und pflegerischen Angebote sind für die Menschen in Hessen unerlässlich", betont Jörg Klärner, Vorsitzender der Hessen-Caritas. Die betriebsnotwendigen Mittel, insbesondere Energie und Lebensmittel, können derzeit nicht zu günstigeren Preisen am Markt eingekauft werden. Die Vergütungen müssen daher entsprechend der aktuellen Preissteigerungen vollständig und rückwirkend angepasst werden, wenn eine Unterdeckung der Kosten nachgewiesen werden kann. Die Träger benötigen eine sofortige und effektive Refinanzierung der nachgewiesenen und der vom Energieversorger angekündigten Preissteigerungen.
"Es braucht jetzt pragmatische und zielgerichtete Lösungen, die rasch wirken", so der Caritasdirektor. Dieser Ruf nach Soforthilfe ist nicht der Ruf nach einer Gießkanne. Das wäre in der Sache nicht richtig und auch nicht verantwortbar gegenüber dem Steuerzahler, sagt Jörg Klärner. Denn nicht alle Träger und Einrichtungen sind gleichermaßen betroffen. Zum Beispiel sind manche in der komfortablen Lage, ihre Energiepreise vertraglich noch bis Ende 2023 vereinbart zu haben. Aber das sind die wenigsten und bei den übrigen nimmt die Unterdeckung der Kosten dramatische Dimensionen an.
Zu einer unbürokratischen Kraftanstrengung sind alle Kostenträger aufgerufen, gleich ob es die Kranken- und Pflegekassen sind, der Landeswohlfahrtverband oder das Land und die Kommunen. "Es ist nicht die Zeit für komplexe Verhandlungen", unterstreicht die Hessen-Caritas. In finanzielle Schieflage geratenen Trägern passgenau und sofort zu helfen, ist das Gebot der Stunde. Denn den Einrichtungen und Trägern, die besonders betroffen sind, läuft die Zeit in Windeseile davon. Weder gibt es für sie Gelegenheit, Energie oder Lebensmittel günstiger einzukaufen, noch verfügen sie über entsprechende finanzielle Reserven.
Beispiel: Seniorenzentrum mit 32 Plätzen im Landkreis Limburg-Weilburg
Die Gesamtkosten des Hauses für die Gaslieferung beliefen sich im Jahr 2021 bei einem Verbrauch von 352.887 Kilowattstunde (kWh) und einem Gaspreis von 5,5353 ct pro kWh auf ca. 18.900 €.
Bei einem gleichbleibenden Verbrauch werden sich im Jahr 2023 die voraussichtlichen Gesamtkosten auf ca. 114.550 € belaufen. Hierbei wurde mit einem Gaspreis von 32,46 ct pro kWh (tagesaktuelles Angebot vom 27. September 2022) kalkuliert.
Die Gesamtkosten für Gas steigen somit um 95.650 €. Dies bedeutet für den Bewohner eine monatliche Mehrbelastung von 249 € oder von 2.988 € im Jahr.
Stichwort "Hessen-Caritas":
Die Hessen-Caritas ist die Arbeitsgemeinschaft der drei hessischen Diözesancaritasverbände Fulda, Limburg und Mainz. Sie vertritt die sozial- und fachpolitischen Interessen der Einrichtungen und Dienste der Caritas gegenüber dem Land Hessen, den politischen Parteien, den hessischen kommunalen Spitzenverbänden, den Sozialleistungsträgern und sonstigen Behörden auf Landesebene. Überdies wirkt sie in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V. mit. Mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 32.000 ehrenamtlich Tätige unterstützen und helfen in über 1.300 Diensten und Einrichtungen der Caritas.