Wiesbaden, 2. Oktober 2018. Es ging um den Fachkräftemangel in der Pflege – und darum, wie das kreative, unkonventionelle Projekt „aufwärts! in der Altenpflege“ mit großem Erfolg qualifizierte Pflegekräfte ausbildet. Der Fachtag „Qualifiziert in die Zukunft!“ der Caritas AKADEMIE St. Vincenz Ende September lockte gut 80 Teilnehmer nach Wiesbaden – darunter aus Berlin Andreas Westerfellhaus, den Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung.
„Wir bilden schon seit 56 Jahren tolle, hochqualifizierte und hochmotivierte Fachkräfte aus – und gehen dabei seit sechs Jahren, wie „aufwärts!“ zeigt, auch neue, unkonventionelle Wege“, sagte Diözesancaritasdirektor Jörg Klärner in seiner Begrüßung. „Ausbilden, qualifizieren, das ist für uns ‚lebenslanges Lernen‘. Wir haben das große, schlummernde Potenzial von Ihnen, unseren ‚aufwärts‘-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern, aktiviert, die Sie schon lange und mit Engagement und Herzblut als Ungelernte und Angelernte in der Altenhilfe arbeiten – Sie sind ein wertvoller und unverzichtbarer Schatz!“, betonte Klärner. „Hierfür sage ich Ihnen und allen Beteiligten, Partnern und Unterstützern ‚Danke!‘“. Aufgrund der hohen Nachfrage von Einrichtungen und ihren Mitarbeitenden sowie der großen Resonanz und auch finanziellen Unterstützung durch das Hessische Sozialministerium wird, wie Klärner erfreut ankündigte, der Diözesancaritasverband ab 1. Dezember 2018 einen dritten Kurs „aufwärts!“ anbieten.
Die Absolventen und die derzeitigen Teilnehmer des „aufwärts!“-Projekts nutzten die Anwesenheit von Andreas Westerfellhaus, um dem Berliner ein Paket mit Forderungen für gute Rahmenbedingungen in der Pflege zu überreichen. Diese reichten von „bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ über „Wertschätzung auch mit höheren Löhnen“ bis hin zu „mehr Fachpersonal statt Doppelschichten und Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit“. Westerfellhaus lobte, dass das Ausbildungsprojekt ein wesentlicher Beitrag für mehr qualifizierte Pflegekräfte ist. „Herzlichen Glückwunsch und mein großer Dank an Sie, dass Sie sich zu Fachkräften qualifizieren und sich so für unsere Gesellschaft in einem wertvollen Beruf engagieren.“ Das Forderungspaket nahm er gerne an: „Sie sind mein Rückenwind – ich brauche Sie, ich brauche Ihre Unterstützung, denn Sie sind die Fachleute, die wissen, wo es hakt, was getan werden muss“, so Westerfellhaus. Nicole Benthin, Referentin Altenpflege im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, dankte für das erfolgreiche Projekt und die gute Kooperation. Geringe Abbrecherquoten, das Nutzen des vorhandenen Potenzials der langjährig in der Pflege tätigen An- und Ungelernten mit ihren Kompetenzen und ihrer Lebenserfahrung machen den Erfolg des Konzepts aus.
Das 2013 gestartete Erfolgsprojekt „aufwärts!“ qualifiziert in einer dreijährigen Ausbildung als „Training and learning on the Job“ erwachsene Menschen, die schon seit Jahren in der Altenpflege engagiert als ungelernte und angelernte Kräfte arbeiten. Anders als bei der regulären Altenpflegeausbildung arbeiten die Teilnehmenden an „aufwärts!“ weiter in der Einrichtung, erhalten weiterhin ihr Gehalt ohne Lohneinbußen und verbleiben in ihrem Arbeitsverhältnis und damit im Pflegeberuf. Theorie und Praxis absolvieren sie dabei in der Caritas-Altenpflegeschule, wohnortnah in kleinen, regionalen Arbeitsgruppen, sowie im Selbststudium an festgelegten Lerntagen und begleitet von einer Praxisanleiterin direkt an ihrem Arbeitsplatz in der Einrichtung. Und das mit großen Erfolg: So haben sich im ersten Projekt bereits 26 Personen zu staatlich anerkannten Pflegefachkräften qualifiziert, Ende Dezember 2018 beenden voraussichtlich 21 Erwachsene erfolgreich „aufwärts!“ 2.
Hintergrund: Das Pilotprojekt „aufwärts! in der Altenpflege“ des Diözesancaritasverbandes Limburg haben 26 Teilnehmer von 01.01.2013 bis 31.12.2015 absolviert. Das zweite Projekt startete am 01.01.2016 und endet am 31.12.2018 mit 21 Teilnehmern. Das Projekt richtet sich an ungelernte Mitarbeitende, die mindestens zwei, häufig aber schon jahrelang in der Pflege tätig sind. Sie qualifizieren sich in zwei Phasen: mit der einjährigen Altenpflegehilfe-Ausbildung und anschließend mit der verkürzten zweijährigen Altenpflege-Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegefachkraft. Finanziell unterstützt wurde das Pilotprojekt vom Hessischen Sozialministerium mit ESF-Mitteln sowie von den örtlichen Arbeitsagenturen mit Mitteln aus dem Programm WeGebAU; die Kosten für die Freistellung ihrer Mitarbeiter können die Einrichtungen über diese WeGebAU-Mittel kompensieren. Das zweite „aufwärts!“-Projekt wird finanziert aus Landesmitteln (Schulgeld), aufgestockt durch ESF-Mittel sowie ebenfalls mit WeGebAU-Mitteln. Insgesamt wurde das Pilotprojekt gefördert mit Landesmitteln von 257.500 Euro und ESF-Mitteln von knapp 234.000 Euro. Das zweite „aufwärts!“-Projekt wird voraussichtlich etwa 340.000 Euro aus Landesmitteln sowie etwa 247.000 Euro aus ESF-Mitteln erhalten.
Ansprechpartnerin: Ulrike Schneider, Projektleiterin, Telefon: 06431 997-248 êMobil: 0170 270 2907, E-Mail: ulrike.schneider@akademie-caritas.de