„Das Bekenntnis zu jedem Menschen und der Aufruf, gegen jeglichen Ausschluss von Menschen zu protestieren, der Protest gegen jede Form der Abwertung von Menschen – dieses bleibende Vermächtnis des von den Nationalsozialisten 1945 hingerichteten Jesuitenpaters Alfred Delp ist der Kern, der zentrale Impuls, der uns als Einrichtungsträger die Richtung vorgibt“, sagte Dr. Hejo Manderscheid, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Limburg e.V. , anlässlich der Einweihung der Neu- und Umbauten am Alfred-Delp-Haus in Oberursel am 8. September.
Träger dieser Einrichtung zu sein, das ist nach Ansicht des Diözesancaritasdirektors eine besondere Aufgabe, die einer bestimmten Philosophie folgt: der zivilgesellschaftlichen Ausgestaltung des Helfens. „Grundgedanke ist, das Hauptamtliche und Freiwillige, Familien, Angehörige, Nachbarn und Bürger, Kommunen und Kirchengemeinden, Unternehmen und nicht-gewerbliche Vereine und Organisationen zusammenarbeiten und zusammenwirken“, so Manderscheid. Daher stünde die Feier auch unter dem Motto »Gemeinsam Visionen verwirklichen – Engagierte Bürger und professionelle sozial-caritative Arbeit gehören zusammen!«
„Wir haben in den vergangenen Jahren, in denen wir diese neue Art der Zusammenarbeit kultiviert haben, viel gelernt“, bekräftigt Manderscheid. „Wir haben die verschiedensten Impulse, Sichtweisen, Unterstützungen und Perspektivenwechsel aufgenommen und in unsere Arbeit integriert, und wir wollen diese neue Kultur des Miteinanders fortführen“, so Manderscheid weiter.
Diese Philosophie zeigt sich, wie Manderscheid sagte, besonders im finanziellen und ideellen Engagement des Wohnhilfswerks für behinderte Menschen Oberursel e.V. und der Geschwister-Jeckel-Stiftung . „Hand in Hand gemeinsam Visionen verwirklichen, das zeichnet diese wertvolle Zusammenarbeit aus“, sagte Manderscheid. Sichtbar werde dieses Engagement durch das Alfred-Delp-Haus als Stein gewordene Vision, als Zuhause und Zukunft für Menschen mit einer geistigen Behinderung, für die der verstorbene schwerstbehinderte Sohn des Initiators der Einrichtung, Dr. Norbert Dickopf, Impulsgeber war.
Diese Philosophie zeigt sich aber auch in der finanziellen Unterstützung der Um- und Neubauten durch das Hessische Sozialministerium (HSM) , den Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) und die Aktion Mensch , wie Manderscheid betonte.
„Wir brauchen Einrichtungen wie das Alfred-Delp-Haus, das für die Öffnung nach außen steht und die möglichst große Selbstständigkeit der Menschen mit Behinderungen, ein »selbstverständlich mittendrin« auch baulich realisiert hat“, sagte Gerd Krämer, Staatssekretär im HSM, in seinem Grußwort.
Evelin Schönhut-Keil, die Erste Beigeordnete des LWV, betonte, dass insbesondere der „Mix zwischen der Möglichkeit des privaten Rückzugs und der Gemeinschaft“ sowie der Trainingsbereich zur Vorbereitung auf das Betreute Wohnen ein überzeugendes Konzept ist, das zu finanzieren sich lohnt. „Eigenverantwortlich leben zu können, Selbstbewusstsein zu entwickeln, das ist Ziel moderner Behindertenpolitik“, so Schönhut-Keil. Die Betreuung und Beschäftigung von älteren Menschen mit Behinderungen, das integrierte Angebot in der Tagesstrukturierung für verrentete Bewohner(innen), das waren weitere Ansätze, die für den LWV förderwürdig waren, sagte die Erste Beigeordnete.
Nach den Grußworten von Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs, vom Oberurseler Bürgermeister Hans-Georg Brum und dem Vorsitzenden des Bezirkscaritasverbandes Hochtaunus, Pfarrer Wolfgang Rösch, erläuterte Dr. Norbert Dickopf, Vorsitzender des Wohnhilfswerks, wie „gemeinsam Visionen verwirklicht“ werden. Stiftungen als ein möglicher Weg zur Zukunftssicherung von Angeboten, das war das Thema von Wilfried Schneider von der Software AG-Stiftung.
Das Alfred-Delp-Haus ist eine Wohneinrichtung für insgesamt 61 Menschen mit einer geistigen Behinderung. Träger der am 2. Februar 1988 durch Bischof Dr. Franz Kamphaus eingeweihten Einrichtung ist der Caritasverband für die Diözese Limburg e.V. Spatenstich für den jetzt fertiggestellten Neu- und Umbau war im Juli 2004. Durch den Anbau sind 16 Einzelzimmer neu hinzu gekommen, die bisherigen Doppelzimmer wurden umgebaut zu Einzelzimmern; jedes Zimmer hat nun eine eigene Nasszelle. Damit bietet das ADH verschiedene Wohnformen an, beispielsweise für Paare. Zusätzlich ist eine Tagesstätte für 20 Personen entstanden, so dass die Bewohner(innen) ebenso wie ihre Gäste ein attraktives Angebot in der Tagesbetreuung erhalten. Das Bauvorhaben wurde finanziert durch Eigenmittel des Diözesancaritasverbandes in Höhe von 190.000 Euro, Spenden des Wohnhilfswerks für behinderte Menschen Oberursel e.V. und der Geschwister-Jeckel-Stiftung von zusammen 500.000 Euro, durch die Aktion Mensch (250.000 Euro) , das Integrationsamt des Landes wohlfahrtsverbandes Hessen (250.000 Euro) sowie einen Zuschuss des Hessischen So zialministeriums in Höhe von 500.000 Euro. Die Bauplanungen wurden vom Architekturbüro Waechter in Darmstadt erstellt. Die Sanierung des Bestandes kostete 480.000 Euro, die mit 320.000 Euro vom Wohnhilfswerk und der Geschwister-Jeckel-Stiftung finanziert wurde sowie mit 160.000 Euro vom Diözesancaritasverband.