Die Pioniertat liegt am 30. November genau 125 Jahre zurück. 1897 wurde der Caritasverband für das Bistum Limburg als erster Verband auf Bistumsebene gegründet, kurz nachdem der aus Geisenheim stammende Priester Lorenz Werthmann den Deutschen Caritasverband auf den Weg gebracht hatte. Dies wurde vor wenigen Tagen feierlich gewürdigt, zusammen mit dem Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff. Der Verband sieht sich im Jubiläumsjahr neu herausgefordert und gut für die Zukunft aufgestellt.
Was Lorenz Werthmann und viele gläubige Christinnen und Christen am Ende des 19. Jahrhunderts aus einer bürgerschaftlichen Initiative heraus aufbauten, ist heute ein professionell arbeitender Wohlfahrtsverband. Im Bistum Limburg zählt der Verband mit all seinen Gliederungen ca. 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fast genauso viele Ehrenamtliche knüpfen mit ihrem freiwilligen Engagement an die historischen Wurzeln gelebter christlicher Nächstenliebe an.
"Die Caritas ist ein Trumpfass im Ärmel der Kirche", würdigte Christian Wulff die Rolle des Verbandes bei der Erneuerung der katholischen Kirche, die der ehemalige Bundespräsident ebenfalls thematisierte. Er nannte als Beispiel die Weltoffenheit, Flexibilität und Diversität in der Art und Weise, wie die Caritas im Bistum Limburg zurzeit um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirbt. Mit seiner Kampagne "Die Caritas zeigt Gesicht" leiste der Diözesancaritasverband einen Beitrag für Zusammenhalt und Akzeptanz von Zuwanderung.
Mit ihren vielen sozialen Dienstleistungen machten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas etwas aus "von der Wärme in unserem Land", betonte Anne Janz. Die Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium unterstrich die solidarische und sozialpolitische Leistungskraft des Verbandes. "Sie persönlich agieren als Sprachrohr für die Menschen, die ganz besonders auf die Unterstützung unserer Gesellschaft angewiesen sind."
Die beiden Diözesancaritasdirektoren Jörg Klärner und Dr. Karl Weber sehen im heute breit aufgestellten Einsatz der Caritas im Bistum Limburg eine historische Kontinuität zum Engagement der Gründergeneration vor 125 Jahren. Not sehen und handeln gilt heute wie damals, im Zeichen der christlichen Nächstenliebe. Die Arbeitsfelder haben sich vermehrt, aber das Grundprinzip ist geblieben und leistet seinen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und Frieden.
Im Auf und Ab der deutschen Geschichte mit zwei Weltkriegen und Phasen der extremen Polarisierung und Armut hat es immer wieder große soziale Herausforderungen gegeben. Die Caritas stand dort immer an der Seite der Armen. Zurzeit sieht sich die Gesellschaft mit einer Energiekrise und einer galoppierenden Inflation konfrontiert. Aber der Wohlfahrtsverband legt den Finger in die Wunde, was grundsätzlich schiefläuft, zum Beispiel angesichts einer hohen Kinderarmut.
Ziel ist damals wie heute, die soziale Situation zu verbessern, unterstreichen Jörg Klärner und Karl Weber. Das verfolgt die Caritas auf zwei Wegen. Zum einen bestärkt sie die Menschen darin, ihr Leben selbstbestimmt und in Würde zu leben. Zum anderen tritt sie für politische Maßnahmen ein, um die strukturellen Ursachen für Armut und Ausgrenzung zu bekämpfen. Als Beispiel gilt hier der Einsatz der Caritas für sozialverträglichen Klimaschutz und die vielfältige Beratung für Menschen in sozialen oder persönlichen Krisen.