Oberursel . Mehr als 20 Jahre hat er das Alfred-Delp-Haus in Oberursel geleitet, jetzt wurde er in den Ruhestand verabschiedet: Heinz Spadinger .
Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung sowie Begleiten statt Betreuen – das ist die Philosophie, die Spadingers Arbeit im und für das Alfred-Delp-Haus und seine Bewohner geprägt hat. „Die Einrichtung ist stets mehr als nur ein Job für Sie gewesen“ sagte Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid bei der Verabschiedung in Oberursel am 21. Oktober 2008. „Das Alfred-Delp-Haus war für Sie gelebte Nächstenliebe. Sie haben sich um die Arbeit für die Menschen mit Behinderungen, Sie haben sich um die Caritas im hohen Maße verdient gemacht.“ Die Einrichtung sei, wie Manderscheid sagte, Spadingers Lebensaufgabe, seine zweite Familie gewesen, für die er immer vollen Einsatz erbracht habe.
In seiner Rede ging der Diözesancaritasdirektor auch und besonders auf die mit dem Bau des Alfred-Delp-Hauses verbundene Philosophie ein: „Alle Verantwortlichen waren mit ihrem Konzept seinerzeit ihrer Zeit weit voraus. Ohne den Einsatz von Ihnen, Herr Spadinger, und der damaligen Abteilungsleiterin im Diözesancaritasverband, Frau Irene Schäfer, unserem Architekten Professor Hans Waechter und selbstverständlich unserem großen Förderer und Visionär Herrn Dr. Norbert Dickopf vom Wohnhilfswerk und der Geschwister-Jeckel-Stiftung wäre das Alfred-Delp-Haus nicht so realisiert worden, wie Sie alle es heute erleben können.“ Der Bau bedeutete einen großen Paradigmenwechsel in der Pädagogik wie auch in der Architektur von stationären Einrichtungen: Weg von einem großen Heim, mit vier oder fünf Geschossen, rechts und links ein Gang, ein Speisesaal im Erdgeschoss. Sondern hin zu einem kleinen Dorf mit einem eigenen Haus für jede Wohngruppe und vor allem einem separaten Eingang mit Klingel – das war nahezu „revolutionär“.
Spadinger, Jahrgang 1946 und geprägt durch die 68er, ließ sich mit dem Alfred-Delp-Haus auf diese völlig neue, revolutionäre Konzeption ein, wie Manderscheid betonte. „Sie haben den Bewohnern mit einer geistigen Behinderung immer Ihr Vertrauen entgegengebracht“, so der Diözesancaritasdirektor: Würden die Bewohner wie vereinbart um 22 Uhr nach Hause kommen? Konnte die Selbstversorgung in den einzelnen Wohngruppen überhaupt funktionieren? „Diese, aus damaliger Sicht erst einmal berechtigte Skepsis haben Sie gemeinsam mit Ihrem Team schnell durch die Realität widerlegen können“, sagte Manderscheid.
Der Diözesancaritasdirektor betonte, dass der Einrichtungsleiter stets die Mahnung des ehemaligen Limburger Bischofs Dr. Franz Kamphaus bei der Einweihung als Leitmotiv seiner Arbeit hatte: „Eine Gemeinde ohne Behinderte ist eine behinderte Gemeinde, ist keine gesunde Gemeinde. Eine Kirche ohne Behinderte ist eine behinderte Kirche, und eine Gesellschaft ohne Behinderte, eine, die Behinderte verdrängt, ist eine behinderte Gesellschaft.“ Umso erfreuter zeigte sich Heinz Spadinger, dass Bischof em. Kamphaus seinen Herzenswunsch erfüllte – und sowohl den Gottesdienst zu seiner Verabschiedung zelebrierte als auch am anschließenden Empfang in Oberurseler Pfarrer-Hartmann-Haus teilnahm.
Manderscheid dankte dem scheidenden Einrichtungsleiter für sein unermüdliches Engagement und Wirken für die Bewohner. Zum Dank überreichte er Heinz Spadinger das Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes und wünschte ihm alles Gute für die neue Lebensphase. Zugleich zeigte sich der Diözesancaritasdirektor erfreut, dass Spadinger sich weiter ehrenamtlich für das Alfred-Delp-Haus einsetzen wolle.
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Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid (links) und Geschäftsbereichsleiter Joachim Tschakert mit der Urkunde sowie dem Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes für Heinz Spadinger (rechts).
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Bischof em. Dr. Franz Kamphaus zelebrierte den Gottesdienst in der Oberurseler Kirche St. Ursula.