Frankfurt am Main - Wie kann psychosoziale Beratung im digitalen Zeitalter wirksam und nah an den Bedürfnissen der Ratsuchenden gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Vertreter*innen der katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen aus Fulda, Limburg und Mainz im Rahmen des zweijährigen Projekts der Liga Hessen "Blende(n)d beraten! Digitale Beratungsformate in der Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung”. Das Ergebnis ist ein innovatives Konzept für "Blended Counseling", das am 23. Mai 2025 im Frankfurter Haus am Dom im Rahmen eines Fachtags vorgestellt wurde.
Die von den Caritasverbänden der drei hessischen Diözesen organisierte Veranstaltung vereinte Fachkräfte, Leitungspersonen und Diözesanreferent*innen zu einem intensiven Austausch über hybride Beratungsformate. In ihrer Begrüßung betonten Sabine Dill-Arthen (DiCV Limburg), Veronika Heck-Klassen (DiCV Mainz) und Nicole Gerstung (DiCV Fulda) die Bedeutung der digitalen Weiterentwicklung für eine moderne, niedrigschwellige und qualitativ hochwertige Beratung.
Mit Ihrem Grußwort überbrachte Eva Hannöver-Meurer, Kompetenzfeldleitung Kinder.Jugend.Familie.Integration. im Caritasverband für die Diözese Limburg, die Grüße von Frau Dr. Altmann aus dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG). "Dass dieses Projekt gelingen konnte, ist nicht zuletzt der kontinuierlichen fachlichen und politischen Lobbyarbeit der Initiatorinnen zu verdanken”, so Eva Hannöver-Meurer. ”Ihre Beharrlichkeit war erfolgreich: Die Förderung durch das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation und das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege wurde ermöglicht - eine gemeinsame Kraftanstrengung für ein zukunftsweisendes Thema.”
Ein Highlight war der Vortrag von Prof. Emily Engelhardt, Professorin für Digitale Transformation an der Hochschule München. In ihrem Vortrag zeigte sie auf, wie hybride Beratungsformate, welche digitale und analoge Angebote kombinieren, die psychosoziale Beratung nachhaltig verändern. Sie erläuterte, wie Blended Counseling die Reichweite und Qualität von Beratung steigert und gleichzeitig neue Chancen für Ratsuchende und Fachkräfte schafft.
Beratung neu denken - in der Praxis erprobt
Im anschließenden Praxis-Panel berichteten Beraterinnen und Leitungskräfte aus den drei Diözesen über die konkrete Umsetzung des Konzepts. "Blended Counseling in den katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen der Diözesen Fulda, Limburg und Mainz”. Dabei wurden die Erfahrungen mit verschiedenen Kommunikationsformen wie Chat, Video- und Telefonberatung sowie Face-to-Face-Gesprächen vorgestellt. Im Mittelpunkt stand die flexible und bedarfsgerechte Kombination dieser Kanäle, die auf die individuellen Lebenslagen der Ratsuchenden abgestimmt ist.
In Werkstattphasen diskutierten die rund 50 Teilnehmenden zentrale konzeptionelle Schwerpunkte wie Datenschutz, Beziehungsgestaltung im digitalen Raum und organisationale Weiterentwicklung. Die Ergebnisse wurden am Nachmittag im Plenum zusammengetragen.
Blick in die Zukunft: Künstliche Intelligenz in der Beratung
Ein weiterer Impuls kam erneut von Prof. Engelhardt, die in einem zweiten Vortrag das Potenzial von KI in der psychosozialen Beratung skizzierte. Sie warf einen Blick in die Zukunft der Beratungsarbeit und beleuchtete die Chancen, aber auch die ethischen Herausforderungen, die mit dem Einsatz KI-gestützter Tools einhergehen.
Ein Konzept mit Perspektive
Ein besonders nachhaltiges Ergebnis ist die Erarbeitung eines verbandlichen Konzeptes für Blended Counseling. Es bietet eine gute Grundlage für die Implementierung von Blended Counseling in die Beratungspraxis. Entwickelt wurde es im Rahmen einer diözesanübergreifenden Arbeitsgruppe mit 12 Expertinnen. Darunter Beraterinnen, Leitungskräfte und Diözesanreferentinnen, unter der professionellen Begleitung durch Frau Sabine Fähndrich von der Fortbildungs-Akademie des DCV.
Das Konzept konkretisiert fachliche Standards und ist ein wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung der Schwangerschaftsberatung. Es zeigt: Digitale Beratung ist kein Ersatz, sondern eine wertvolle Ergänzung, die flexibel auf Lebensrealitäten eingeht.
Über Caritas und SkF
Caritas und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) bieten bundesweit umfassende Beratung für Frauen und Familien in belastenden Lebenssituationen - vertraulich, kostenfrei und qualifiziert. Mit dem neuen Konzept setzen sie ein klares Zeichen für Zukunftsfähigkeit und Innovationsbereitschaft im sozialen Sektor.