In Hessen haben 2017 3.093 Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, allein in Frankfurt waren es 371 Schülerinnen und Schüler. In Rheinland-Pfalz waren es 2.785, die meisten von ihnen - 251 Jugendliche - kommen aus Ludwigshafen am Rhein. Bundesweit verpassten 52.000 Jugendliche ohne Abschlusszeugnis den erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben.
Die Quote der Schulabgänger*innen in Hessen lag bei 5,4 Prozent, in Rheinland-Pfalz bei 7,0 Prozent (deutschlandweit 6,9 Prozent). Sie war damit in Hessen 1,2 Prozentpunkte höher als 2015 und lag auf demselben Niveau wie vor acht Jahren. In Rheinland-Pfalz war die Quote 0,6 Prozentpunkte höher als 2015 und erreichte den höchsten Stand seit 2009. Auch in den meisten anderen Kreisen und kreisfreien Städten sind die Quoten angestiegen, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Die interaktive Karte mit Daten für alle Kreise und kreisfreien Städte kann unter www.caritas.de/bildungschancen abgerufen werden.
"Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen ohne Schulabschluss und damit ohne wirkliche Perspektive ins Berufsleben zu schicken. Die Digitalisierung wird die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt noch weiter erhöhen", warnt Jörg Klärner, Direktor des Diözesancaritasverbandes Limburg. "Faire Bildungschancen sind daher die Grundlage fairer Teilhabechancen im Lebenslauf", so Klärner.
Die hohe Zahl junger Menschen in Hessen und Rheinland-Pfalz, die ohne Abschluss ihre Schullaufbahn beenden, bereitet Klärner große Sorgen: "Viele von ihnen begegnen uns in den nächsten Jahren wieder - beispielsweise in der Allgemeinen Sozialberatung, in der Schwangerenberatung, oder aber in der Schuldnerberatung."
Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse sind in der Tat oft der Anfang sich potenzierender Nachteile, beobachtet Eva M. Welskop-Deffaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes und resümiert: "Der Befähigung durch formelle und informelle Bildungsangebote und der guten schulischen Ausbildung von jungen Menschen kommt gerade in Zeiten der digitalen Transformation eine besonders große Bedeutung zu."
Zuwanderung ist, so die Autorinnen der Studie des Deutschen Caritasverbandes, einer der Erklärungsfaktoren für die gestiegenen Zahlen. Für viele zugewanderte Jugendliche sei es eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen und einen Schulabschluss zu machen. Hinzu kommt, dass die schulische Vorbildung der jungen Zuwanderer*innen sehr unterschiedlich ist. Ein weiteres Hemmnis gerade auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche besteht darin, dass sie während der Unterbringung in einer Erstaufnahmeeinrichtung häufig nicht sofort eine Schule besuchen können.