Menschen aus der Einsamkeit holen
MONTABAUR.- "Einsamkeit - eine Herausforderung für unsere Gesellschaft" - so lautet der Titel eines Fachtags am Freitag, 8.11.2024, zu dem 30 caritativ Engagierte und Interessierte im Kloster Dernbach zusammenkamen. Eingeladen hatten dazu der Sprecher:innenkreis der Caritas-Konferenzen-Deutschlands (CKD) in der Region Westerwald-Rhein-Lahn sowie der Caritasverband Westerwald/Rhein-Lahn.
Einsamkeit sei keine Krankheit, sondern ein Gefühl, dass sich aus gesellschaftlichen Veränderungen, sozialen Missständen, sowie prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen heraus entwickeln würde, betonte Monika Sewöster-Lumme, Referentin der CKD-Bundesgeschäftsstelle in Berlin, in einem Impulsreferat. Dies sei jedoch nicht ausschließlich ein Phänomen der älteren Generation, sondern betreffe, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, auch viele Jugendliche.
Sewöster-Lumme wies auch auf den Zusammenhang von "Einsamkeit" und der Anfälligkeit für extreme und extremistische Gesinnungen und Haltung hin. Fehlender sozialer Kontakt sowie eingeschränkte oder fehlende positive zwischenmenschliche Erfahrungen, gepaart mit einem hohen Konsum sozialer Medien und einem ausschließlichen Austausch in der "eigenen Blase" förderten nicht nur soziale Ängste, sondern seien auch ein idealer Nährboden, um radikalere oder menschenverachtende Einstellungen zu entwickeln. Es gewinne daher an Bedeutung, durch neue und kreative Formen und Angebote von Gemeinschaft, Menschen aus dieser subjektiven Erfahrung von Einsamkeit herauszuholen.
Bei dem Fachtag wurden auch verschiedene Projekte vorgestellt, die Gemeinschaft und gesellschaftliche Teilhabe fördern sollen: In einem Workshop berichtete Sozialraummanager Heiko Hastrich von Angeboten für einsame Menschen in der Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn. Unter anderem bietet die Pfarrei einen "Heilig-Abend-Treff", ein "Plauder-Cafe", und "gemeinsame Mittagstische" an. Das mobile Angebot der "Ansprechbar", einem Kaffee-Wagen, der an unterschiedlichen Standorten zum Gespräch einlädt, gibt es ebenfalls.
Sewöster-Lumme informierte über das "Türöffner-Projekt", das einen neuen Ansatz für Besuchsdienste darstellt. Die Pfarrei St. Peter-Stelzenbachgemeinden in Montabaur hatte dieses Projekt im vergangenen Jahr durchgeführt und Erfahrungen gesammelt.