Interview zur neuen Satzung
LIMBURG.- Eine Satzungsänderung: Für die einen ein spannendes und lebendiges Thema, für andere wohl auf den ersten Blick eine eher trockene Materie. Dass eine Satzung dann doch viel Leben enthält und das Leben eines Verbandes bestimmt, erklären Diözesancaritasdirektor Jörg Klärner und Justiziar Martin Ebach in einem kurzen Interview. Sie wollen den Diözesancaritasverband Limburg mit der neuen Satzung fit für die Zukunft machen.
Herr Klärner, Sie sind seit 2018 an der Spitze des Caritasverbandes für die Diözese Limburg, arbeiten aber insgesamt schon 25 Jahre für Caritas, sind also ein echtes „Caritas-Gewächs“ und kennen sich mit Verbandsarbeit bestens aus. Was bedeutet die Satzungsänderung? Zunächst fällt auf: Es gibt ein Vorwort, das es so vorher nicht gab.
Klärner: Ja, es gibt eine neue Präambel, ein Vorwort, in der wir unser Selbstverständnis explizit festhalten. Dazu zählt zuallererst, dass wir Menschen in ihrer Würde schützen, Menschen in Not helfen und uns für ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Wir definieren so qua Satzung, dass der Verband „Partner und Anwalt benachteiligter Menschen, Förderer von Selbsthilfe und Partizipation, Anbieter sozialer Dienstleistungen und Initiator von Solidarität und christlicher Identität“ ist. Man könnte auch sagen, wir beantworten grundsätzlich die Frage: Wozu sind wir da? Auch dass wir mit anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege kooperieren, ist nun in der neuen Satzung festgehalten.
Auch Sie sind lange dabei, ebenfalls seit 25 Jahren. Als Justiziar des Verbandes haben Sie sehr viel Arbeit in die neue Satzung investiert. Was wurde denn grundsätzlich geändert? Kurz und knapp.
Ebach: Die Satzung spiegelt unsere Aufgaben und unsere Organisation wider. Grundsätzlich kann von einer umfassenden Überarbeitung gesprochen werden. Wir haben fast alle Paragraphen sowohl inhaltlich als auch sprachlich neu gefasst - vor dem Hintergrund der immer komplexeren und anspruchsvolleren Verbandsarbeit. Die Änderungen betreffen weniger die Details, sondern die gesamte Struktur der Verbandsorganisation. Vor allem bei den Gremien, - rechtlich Organe genannt - sowohl bei ihren Funktionen, ihren Zusammensetzungen als auch den Zugängen zu den Ämtern, sind erhebliche Änderungen eingekehrt.
Sie sprechen gerade die Gremien bzw. Organe an, das sind der bisherige Caritasrat, die Vertreterversammlung und der Vorstand: Hier wird es neue Namen geben, aber dahinter verbirgt sich ja mehr.
Ebach: Genau. Die jetzige Vertreterversammlung heißt jetzt Delegiertenversammlung. Sie tagt jährlich, im Gegensatz zu vormals alle drei Jahre. Neuerdings sind die korporativen Mitglieder in ihr selbst vertreten. Die Aufgaben der Delegiertenversammlung haben sich verdichtet und sind mit mehr Verantwortung ausgestattet. Ihr obliegt unter anderem die Entlastung von Caritasaufsichtsrat und Vorstand und die Genehmigung des Jahresabschlusses. Ebenfalls neu ist, dass an die Stelle des bisherigen Caritasrates ein Caritasaufsichtsrat tritt. Dieser ist mit maximal 9 Personen um mehr als die Hälfte gegenüber dem Caritasrat geschrumpft. Er ist, ähnlich wie bei Kapitalgesellschaften, das Organ, das den Vorstand im positiven Sinne kontrolliert und beaufsichtigt, damit aber auch berät und unterstützt.
Klärner: Ja, die moderneren Strukturen werden sich auch beim Vorstand bemerkbar machen. Künftig wird es anstelle des sechsköpfigen Gremiums, von welchen nur einer hauptamtlich ist, einen Vorstand geben mit ein bis zwei Hauptamtlichen, die den Verband leiten – auf Grundlage der von Caritasaufsichtsrat und Delegiertenversammlung bestimmten Entscheidungen und Ordnungen. Das verkürzt erklärt.
Ebach: Neben diesen auf den ersten Blick großen Veränderungen hilft uns die neue Satzung, Fragestellungen der Vergangenheit klar zu beantworten. Das betrifft auch Details, wie bspw. Transparenzstandards des Verbandes und Befugnisse der Organe zu konkretisieren.
Und das große Ziel dahinter?
Klärner: Wir wollen mit den neu profilierten Gremien gut in die Zukunft gehen. Die Gremien mussten sukzessive immer mehr Verantwortung tragen, das muss auch in der Satzung abgebildet werden. Insgesamt zielen die Veränderungen darauf, den Verband zu professionalisieren. Und das wird nicht zu Lasten unseres Auftrags gehen, sondern im Gegenteil, uns helfen unseren Auftrag gut zu erfüllen.