LIMBURG. - Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, Demenzkranke, Personen mit Lernschwierigkeiten, Migrationshintergrund oder geringen Deutschkenntnissen, Analphabeten: Ruben Rhensius fallen viele Gruppen ein, die in ihrem Alltag auf eine einfache und verständliche Sprache oder eine barrierefreie Kommunikation angewiesen sind. Dafür, dass sie nicht weiter benachteiligt und sogar ausgegrenzt werden, arbeitet der im Westerwald lebende Sozialarbeiter. Der 36-Jährige ist seit Mai 2023 neuer Referent für "Leichte Sprache und barrierefreie Kommunikation" im Caritasverband für die Diözese Limburg.
Für mehr Teilhabe in der Gesellschaft eintreten
"Leichte Sprache zeichnet sich durch kurze Sätze aus. Jeder Satz hat nur eine Aussage und ist deshalb gut verständlich. Fremdwörter werden erklärt", zählt Rhensius einige der Regeln auf. Wenn ein Text von einer Prüfgruppe, die aus Menschen mit geistiger Behinderung besteht, gelesen und für gut befunden wurde, könne der Text mit dem Siegel "Leichte Sprache" zertifiziert werden. "Bei der barrierefreien Kommunikation geht es darum, auf die Einschränkungen einzugehen, die Menschen mit dem Lesen und Verstehen von Texten im Alltag haben." Ein Beispiel dafür sei eine Vorlesefunktion für Texte oder besondere Darstellungsmodi für die Arbeit an Bildschirmen. "Ich möchte Strukturen entwickeln, um Informationen besser zugänglich zu machen. Ein Schwerpunkt in den kommenden fünf Jahren wird aber auch sein, die Einrichtungen und Dienste der Caritas und weiterer Interessierter aus der Sozial- und Privatwirtschaft für die Bedürfnisse dieser Menschen zu sensibilisieren und in der Anwendung von Leichter Sprache zu schulen."
Ideen, wie die mehr als 700 Dienste und Einrichtungen der Caritas im Bistum Limburg zugänglicher und inklusiver werden können, hat Rhensius viele: die Einrichtung von Übersetzungsbüros für Leichte Sprache, interaktiven Apps in Leichter Sprache, mit denen Nutzerinnen und Nutzer unkompliziert ins Internet finden, Kooperationen mit Fachhochschulen. "Kommunikation findet auf unterschiedlichen Ebenen statt", erklärt Rhensius. Ihm gehe es darum, darauf zu schauen, wie bisher mit diesen Menschen kommuniziert wird, um es dann, wenn es nötig ist, besser zu machen. "Wir wollen Kommunikation mit diesen Menschen bewusster gestalten und ihnen in einen barrierefreien Austausch treten."
Gemeinsam Ideen für mehr Inklusion entwickeln
Dabei hilft ihm auch seine berufliche und akademische Erfahrung. Rhensius hat in Fulda "Soziale Arbeit" sowie in Köln "Pädagogik und Management in der Sozialen Arbeit" studiert. Anschließend arbeitete er bei den Werkstätten für Menschen mit Behinderung des Caritasverbandes Westerwald Rhein-Lahn, im Diakonischen Werk im Westerwald mit Langzeitarbeitslosen und zuletzt als Einrichtungsleitung für besondere Wohnformen für die Stiftung Scheuern in Nassau. Seit 2013 gibt Rhensius an der Fachhochschule in Koblenz Seminare zum Thema "Inklusionspädagogik". Gemeinsam mit den Kursteilnehmenden entwickelt er Ideen für mehr Inklusion.
Dass viele mitarbeiten und kreativ werden, wünscht sich Rhensius auch für das von der Aktion Mensch geförderte Projekt bei der Caritas. "Mir ist es sehr wichtig, von Anfang an partizipativ zu arbeiten." Er möchte Menschen, die die Angebote nutzen oder Expertise aus unterschiedlichen Bereichen einbringen, einbinden. Dazu lädt er Interessierte und mögliche Kooperationspartner ein, schon jetzt mit ihm Kontakt aufzunehmen. "Ich will nicht ein fertiges Produkt vorsetzen, sondern gemeinsam mit anderen neue Ideen entwickeln, die wirklich praxistauglich sind", erklärt Rhensius. Dabei hat er ein Ziel klar vor Augen: "Ich möchte eine inklusive Gesellschaft mitgestalten, in der barrierefreie Kommunikation eine Selbstverständlichkeit ist. Das ist etwas, was mich sehr stark antreibt", sagt Rhensius. "Das alleine zu tun, macht wenig Sinn."
Zum Internationalen Tag der Leichten Sprache
Am 28. Mai ist der Internationale Tag der Leichten Sprache. Seit 2020 wirbt der Aktionstag für eine inklusive Gesellschaft und macht darauf aufmerksam, dass viele Menschen nicht gut lesen und schreiben können. Funktionale Analphabeten, Menschen mit geistiger Behinderung oder Demenzerkrankung sowie Einwanderer mit geringen Deutschkenntnissen sind auf Leichte Sprache angewiesen. Der Aktionstag wird in mehr als 35 Ländern gefeiert.